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La Paz - ein kleiner Einblick in Bolivien

Von La Paz hatte ich nicht viel Erwartungen. Ich verbrachte hier nur eineinhalb Tage, bevor ich mich auf den Weg nach Uyuni machen wollte. Da ich in letzter Zeit ziemlich mieses WiFi hatte, buchte ich das Selina Hostel; ein Hostel für Leute, die „remote“ arbeiteten, also von überall auf der Welt, solange sie Internet haben. Ich verbrachte den Nachmittag und Abend seit langem wieder einmal mit mir selbst, Netflix, lesen, usw. Doch schon am nächsten Tag wurde mir das zu langweilig. Ich telefonierte noch mit Nathi und Silvan und dann fand ich heraus, dass in 20 Minuten eine Walking Tour stattfinden würde. Nichts wie los!
Vor und auf der Walking Tour lernte ich Laure, eine Engländerin, kennen, auch wenn unsere Begegnung nur von kurzer Dauer war. Wir erhielten Informationen über das Gefängnis San Pedro, in dem die Inhaftierten quasi selbst regierten. Man sagt, es gäbe sogar ein eigenes Drogenlabor im Gefängnis, und dass es dort das reinste Kokain des Landes gibt. Da die Familien der Gefangenen ein und aus gehen können, ist Schmuggeln ein Leichtes. Und falls das nicht klappt, wäre Bestechung sonst sowieso auch an der Tagesordnung. Wir liefen weiter zum „mercado de las brujas“, zum Hexenmarkt. Dort lernten wir, dass hier der Aberglaube immer noch sehr präsent ist. Tote Babylamas benutzt man als Opfergabe, zusammen mit einem kleinen Zuckerschild, das das Gewünschte zeigt (ein Haus, eine Familie, ein Motorrad...). Wir hörten auch von der Legende, dass obdachlose, betrunkene Menschen lebendig in Baustellen begraben werden, als Opfergabe für das neue Haus. Ob das (noch) wahr ist? Es gibt ein Buch, angeblich von einem Überlebenden, ich hab’s aber noch nicht gelesen („Borracho estaba pero me acuerdo“, betrunken war ich aber ich erinnere mich). Besser nicht zu betrunken auf den Strassen herumtorkeln... In den Läden auf diesem Markt gibt es allerlei Mittelchen, um sich die Traumfrau zu angeln, sich von jemandem zu trennen, Gesundheit zu erlangen, etc. Es gibt nichts, was es nicht gibt! Nachdem uns der Guide noch vom grössenwahnissigen Präsidenten erzählte, der seine Bevölkerung vermehren wollte, indem er Kondome teurer machte oder Bussen für über 18 (oder 20?) Jahre alten Frauen, die noch keine Kinder haben, verlangte - kein Scherz -, war die Tour dann auch zu Ende.